Vorhangfassaden

Vorhangfassaden sind leichte, einschalige, nicht tragende zu den Warmfassaden zählende Aussenfassaden, die lediglich ihr Eigengewicht tragen und mit Hilfe einer Unterkonstruktion am Tragwerk des Gebäudes befestigt werden. Die Unterkonstruktionen bestehen meist aus Edelstahl oder Aluminiumprofilen, die großflächig mit Glas oder anderen flächigen Füllelementen abgedeckt sind. Vorhangfassaden trennen die Innenräume meist über mehrere Etagen vom Außenklima. Vorhangfassaden sind sogenannte Warmfassaden. Die einschalige Vorhangfassade muss sowohl den äußeren Witterungs- als auch den Wärmeschutz erfüllen.

Von den Vorhangfassaden zu unterscheiden sind die sogenannten vorgehängte hinterlüfteten Fassadensysteme (VHF). Diese gehören im Gegensatz zu den  Vorhangfassaden zu den Kaltfassaden, die aus mehrschaligen Außenwandkonstruktionen bestehen. Im Gegensatz zur Vorhangfassade, bei der lediglich eine einzige Schicht für Witterungs- und Wärmeschutz verantwortlich ist, übernehmen bei VH-Fassadensystemen einzelne Schalen verschiedene Funktionen und garantieren so Witterungsschutz, Wärmedämmung und Dichtung der Fassade. Aus ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten werden heute zunehmend Wärmverbundsysteme (WDVS) und vorgehängte, hinterlüftete Fassadensysteme eingesetzt (VHF).

Vorhangfassaden sind nicht nur im Außenbereich, sondern ebenso in Innenräumen möglich. Während Vorhangfassaden und VHF zur Wärmedämmung eingesetzt werden, werden Vorhangfassaden im Innenraum zur Verbesserung des Raumklangs verwendet.

Durch die moderne Architektur und die Verwendung von Materialien wie Edelstahl, Glas und Naturstein werden Oberflächen in Innenräumen zunehmend glatter. Dies führt dazu, dass die Akustik in geschlossenen Räumen mehr und mehr durch Lärmbelästigung beeinträchtigt wird, da glatte Oberflächen Geräusche nicht absorbieren, sondern stattdessen reflektieren. Auf den Menschen kann eine schlechte Akustik Verständigungsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Konzentrationsmangel, Ermüdung, Kopfschmerzen oder verminderter Leistungsfähigkeit zur Folge haben. 

Um diesem Problem entgegenzuwirken, gibt es die Möglichkeit der Vorhangfassade im Innenraum. Mit Hilfe von bspw. Deckensegeln, abgehängte Akustikplattensysteme, variable Decken- und Wandsystemen, die eine poröse Oberfläche aufweisen kann die Lautstärke in Räumen mit glatten Wandverkleidungen um mehrere Db gesenkt werden. Die Vorhangfassade im Innenraum wirkt nicht nur positiv auf den Raumklang aus, sondern durch vielerlei Möglichkeiten in der Form, Farbe, des Materials, usw. auch auf die Gestaltung des Raums.

Bei der Gestaltung von Vorhangfassaden gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. Farben, Formen und Strukturen verleihen Fassaden Gesicht und Charakter und dadurch einen individuellen Look. Vorhangfassaden sind optisch gesehen meist ein Highlight und eröffnen Architekten hinsichtlich spektakulären Designs ungeahnte Möglichkeiten. Sie können aber auch ganz einfach aus bauphysikalischen Gründen gebaut werden.